Fischen, Schlachten, Räuchern – das gehörte während ihrer Ausbildung zur Fischwirtin im Familienunternehmen in Hohenlockstedt zum Tagesgeschäft von Tanja Knutzen. Für diesen Beruf hat sie sich aus mehreren Gründen entschieden.
„Ich habe mich schon als Kind für die Arbeit meiner Eltern interessiert, und auch der Umweltaspekt in der Fischwirtschaft ist für mich ein spannendes Thema“, erzählt die 22-Jährige. „Nach dem Abi habe ich erst ein freiwilliges ökologisches Jahr gemacht und dort auch in der Umweltbildung gearbeitet.“ Danach entschied sie sich zu einer Ausbildung auf dem Betrieb ihrer Eltern. Forellen, Saiblinge, Karpfen und Aale hält der Familienbetrieb auf einer Fläche von rund 30 Hektar. Hier hat auch Tanja Knutzen mittels Keschern frischen Fisch an Land geholt. Der für den Verkauf bestimmte Fisch muss geschlachtet, ausgenommen, gewaschen, in Salzlake eingelegt und später geräuchert werden. Wer sich für diesen Beruf entscheidet, sollte nicht zimperlich sein. Eine ruhige Hand gehört auch dazu.
VIELFÄLTIGER ARBEITSALLTAG
Für die junge Fischwirtin ist gerade die Arbeit mit einem Lebewesen in seinem Lebensraum spannend. Kein Arbeitstag gleicht dem anderen. Neben mikrobiologischen Wasserstudien, bei denen täglich Temperatur, Sauerstoffgehalt und ph-Wert bestimmt werden, regelmäßigen Kontrollen der Fischgesundheit – von Anatomie bis Physiologie gehöre das Beobachten zum Arbeitsalltag. „Fische sind stumme Tiere, die sich nicht mitteilen können“, sagt Tanja. Das Zusammenspiel der technischen und praktischen Bereiche machen ihre Arbeit zu etwas Besonderem.
„Der Beruf ist aber so vielfältig, das kann ein Ausbildungsbetrieb allein gar nicht alles abdecken“, berichtet die frisch gebackene Fischwirtin. „Ich habe insgesamt 13 Wochen in andere Bereiche reingeschnuppert und verschiedene Erfahrungen gesammelt.“ So hat sie einen Teil ihrer Ausbildung unter anderem bei einer Binnenfischerei am Plöner See, in einer Forellenfließkanalanlage, einer Aalmastanlage und bei einem Fischverarbeitungsbetrieb verbracht.
Doch nun müssen ihre Eltern schon wieder auf ihre wertvolle, gut ausgebildete Mitarbeiterin verzichten: „Ich habe mich an verschiedenen Unis für ein Studium im Umweltbereich beworben.“ Danach möchte sie vielleicht auf den Betrieb ihrer Eltern zurückzukommen. „Ich finde unsere Teichanlage so wunder- schön. Ich könnte mir gut vorstellen, hier später auch etwas in der Umweltbildung zu machen.“
Steckbrief: Fischwirtin
Ausbildungsart: Duale Ausbildung in der Landwirtschaft
Ausbildungsdauer: 3 Jahre Schulabschluss: Rechtlich ist keine bestimmte Schulbildung vorgeschrieben. In der Praxis stellen Betriebe überwiegend Auszubildende mit mindestens einem Hauptschulabschluss ein.
Fachrichtungen: Aquakultur und Binnenfischerei oder Küstenfischerei und Kleine Hochseefischerei
Der Berufsschulunterricht findet als Blockunterricht statt – für die Fachrichtung Aquakultur und Binnenfischerei am Standort Hannover und für die Fachrichtung Küstenfischerei und Kleine Hochseefischerei am Standort Rendsburg. Neben der klassischen dualen Ausbildung besteht nach Berufsbildungsgesetz (BBiG) § 45 (2) auch die Möglichkeit, durch den Nachweis von ausreichend Berufstätigkeitszeiten zur Abschlussprüfung zugelassen zu werden und somit die Bezeichnung Fischwirt/Fischwirtin zu führen.
Nach dem erfolgreichen Abschluss der Ausbildung bestehen vielfältige Möglichkeiten der beruflichen Tätigkeit: Tätigkeit als Beschäftigter in der Fischerei oder Selbstständigkeit. Auch eine Fortbildung zum Fischwirtschaftsmeister ist möglich.
Fischwirte der Fachrichtung Küstenfischerei und Kleine Hochseefischerei finden auch Perspektiven in der Seefahrt, auf Forschungs- schiffen, Fähren, Versorgungseinheiten.
Weitere Informationen zur Ausbildung in der Fischerei auf:
www.WIR-FISCHEN.SH