Flexibilität beim Einstieg in das Berufsleben

TEILZEITAUSBILDUNG ALS Chance

Der Fachkräftemangel gehört zu den großen Herausforderungen der Wirtschaft. Viele Unter- nehmen verstärken ihr Engagement in der Aus- bildung, um künftige Mitarbeiter:innen schon früh an sich zu binden. Doch trotz eines um- fangreichen Angebots an Ausbildungsplätzen fehlt es an Bewerber:innen. Andererseits gibt es viele junge Menschen, die einen qualifizier- ten Einstieg in das Berufsleben suchen, aber es fehlt ihnen die Flexibilität, mit der sie Fami- lie und Beruf unter einen Hut bringen können. „Eine Ausbildung in Teilzeit gibt diesen Frauen und Männern eine Chance. Ich appelliere daher an alle Unternehmen, offen für ergänzende Aus- bildungsmodelle zu sein, um dem wachsenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken“, sagt Hagen Goldbeck, Präses der IHK zu Lübeck.

TEILZEITAUSBILDUNG FÜR ALLE

Frauen und Männer, die kleine Kinder haben, einen Angehörigen pflegen oder aus gesundheitlichen Gründen bisher weitgehend von einer geregelten ganztägigen Ausbildung ausgeschlossen waren, erhalten mit der Ausbildung in Teilzeit eine Chance, Beruf und Familie in Einklang zu bringen. Das Angebot gibt es bereits seit einigen Jahren. Um Unternehmen und Bewerber:innen passgenau zusammenzubringen, haben die Handwerkskammer und IHK mit Unterstützung des Landes jeweils eine Stelle für das Projekt „Teilzeitausbildung für alle!“ eingerichtet, die das Thema vorantreibt. „Für die Betriebe erschließt sich hier ein großes Potenzial an Bewerbern, mit denen sie ihre Ausbildungsplätze besetzen können“, so Goldbeck. „Gerade für kleine und mittlere Unternehmen ist das eine große Chance, mit Flexibilität Nachwuchs zu gewinnen.“

EINSTIEG IN EINE BERUFLICHE KARRIERE

Christian Maack, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Lübeck, stimmt dem zu: „Angesichts des immer größer werdenden Fachkräftemangels gehört die Nachwuchsgewinnung zu den größten Herausforderungen für unsere Betriebe. Unser Ziel ist es daher, allen interessierten jungen Menschen die Chance für eine berufliche Ausbildung zu bieten, unabhängig von ihren Lebensumständen“, sagte er. „Die Teilzeitausbildung ermöglicht auch Bewerberinnen und Bewerbern, die keine Ausbildung in Vollzeit absolvieren können, den Einstieg in eine berufliche Karriere. Die Mitarbeiterinnen im Projekt ‚Teilzeitausbildung für alle!‘ bieten die notwendige Beratung und Unterstützung, damit Ausbildungsbetriebe und Ausbildungsinteressierte dieses Angebot nutzen können.“

MINIMALER ANTEIL AN AUSBILDUNGS-VERTRÄGEN


Margit Haupt-Koopmann, Chefin der Regionaldirektion Nord der Bundesagentur für Arbeit, hob hervor: „Wir müssen – angesichts der demografischen Entwicklung – alle Beschäftigungspotenziale nutzen! Zu diesen gehören auch junge Erwachsene mit Kindern oder mit pflegebedürftigen Familienmitgliedern. Doch sie benötigen häufig ein zeitlich flexibles, auf sie zugeschnittenes Angebot, um eine Ausbildung mit ihren familiären Verpflichtungen vereinbaren zu können.“ Für diese Zielgruppe sei eine Teilzeitausbildung genau das richtige. „Allerdings liegt der Anteil der Teilzeitausbildungsverträge an allen Ausbildungsverträgen auf Bundesebene nur bei 0,4 Prozent. Mit 0,7 Prozent ist Schleswig-Holstein zwar etwas weiter, doch auch hier kann ich nur feststellen: Da geht noch viel mehr!“

HOHE FLEXIBILITÄT

Für die Teilzeitauszubildende der MACH AG, Helena Herzog, ist das Angebot optimal. „Für mich ist es besonders wichtig, nach Bedarf im Homeoffice zu arbeiten und meine Arbeitszeit flexibel einteilen zu können“, sagte sie. „Ich freue mich daher sehr über die Möglichkeit, bei der MACH AG meine Ausbildung zur Fachinformatikerin Anwendungsentwicklung in Teilzeit zu absolvieren. Auch im Homeoffice habe ich feste Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner im Unternehmen, die individuell auf meine Bedürfnisse und die der anderen Auszubildenden eingehen.“